Ergebnisse der Machbarkeitsstudie S-Bahn
Regionalversammlung 20. Dezember
Philipp Buchholz
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, liebe Kolleginnen und Kollegen,
schlägt man dieser Tage die Zeitung auf, so liest man “nächster Chaostag droht", “unpünktlichste S-Bahn Deutschlands” und “jeder zweite Werktag ein Ärgernis”.
Wir wurden gezwungen, den Viertelstundentakt am Samstag zurückzunehmen. Die heutige Vorlage zeigt, dass das ein Fehler war. Der Freizeitverkehr ist der große Gewinner des Deutschlandtickets. Wir hoffen, dass dieser Rückschritt nur ein Schluckauf in der Erfolgsge-schichte S-Bahn Stuttgart ist und erwarten von der Geschäftsführung der S-Bahn, aber auch von unserer Verbandsverwaltung, die aktuellen Probleme in den Griff zu bekommen.
Heute aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, heute durchbrechen wir diese Spirale der Negativschlagzeilen. Heute blicken wir nach vorne.
Wie lange Bahnprojekte bis zu ihrer Umsetzung benötigen weiß man insbesondere in Stuttgart. Als Regionalversammlung beweisen wir heute daher Mut und Weitsicht. Heute legen wir die Grundsteine für das S-Bahn-Netz von morgen.
Lange haben wir um das richtige Konzept für die Schusterbahn gerungen. Lange mussten wir im Gremium für das Potential der Schusterbahn werben und auch manchmal etwas Überzeugungsarbeit beim Herrn Wurmthaler leisten. Heute wissen wir, dass die Schusterbahn eine S-Bahn ist, die aus ihrem Dornröschenschlaf wachgeküsst werden muss. Das Aufwachen geschieht in mehreren Phasen: Der NKI über 2 lässt einen Vorlaufbetrieb zu, der nicht förderschädlich ist. Die volle Schönheit einer S-Bahn auf der Schusterbahn wird nach Abschluss der Baumaßnahmen sichtbar. Die Reise endet für uns aber nicht in Bietigheim-Bissingen, sondern geht über Besigheim nach Walheim, wo weitere Fahrgäste auf den S-Bahn Anschluss warten.
Besonders freut mich, dass wir heute auch die Verlängerung der S5 nach Vaihingen (Enz) angehen werden. Als ich 2019 in die Regionalversammlung gewählt wurde, saß ich mit meinen Ludwigsburger Kolleg*innen im Sersheimer Rathaus und sprachen mit einem ungläubigen Bürgermeister Jürgen Scholz über die Potentiale einer S-Bahn. Vier Jahre später setzen wir nun die Planungen aufs Gleis. Dabei schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Perspekti-visch brauchen wir ein zweites S-Bahn Betriebswerk - das belegt auch die von meiner Fraktion beauftragte Studie. In Vaihingen Enz können wir einen alten Streckenabschnitt reaktivieren und haben ihn: Den perfekten Standort für ein zweites Betriebswerk.
Sektkorken hat man knallen hören. Von Göppingen bis nach Stuttgart - zu Recht. Mit einer S-Bahn von der Schwabstraße bis nach Geislingen vervollständigen wir das Schienenangebot von der Alb ’ra in den Talkessel von Stuttgart. Künftig ist jedes Ziel entlang der Filsachse umsteigefrei erreichbar.
Wir dürfen mit Blick auf das große S vor grünem Hintergrund nicht die historischen Chancen vergessen, die sich uns jetzt bieten. Wir haben nur einmal die Chance eine Durchbindung von Kirchheim über Weilheim und Bad Boll nach Göppingen zu erreichen. Diese Chance eröffnet sich jetzt und, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sollten alles dafür tun, diese Chance zu nutzen. Dabei dürfen wir nicht mit Scheuklappen den Zug vorbeifahren lassen. Nach §3 Abs 1 Punkt 4 des GVRS ist regionalbedeutsamer Schienenpersonennahverkehr eine Pflichtaufgabe von uns. Dazu gehört vielleicht auch die Aufgabenträgerschaft einer solchen Regio-Stadtbahn.
Nicht aus dem Blick dürfen wir die Raumschaften verlieren, die jetzt kein positives Votum für Schienenprojekte bekommen: Es zeigte sich wieder: Der zweigleisige Ausbau der Murrbahn muss kommen. Dafür könnten wir eigentlich auch mal eine Resolution verabschieden. Und auch beim StuKiX ist für uns noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die Studie zeigt ja, welch großes Potential diese Idee verspricht. Großes Potential sehen wir auch für die Panoramabahn. Erst gestern hörte man aus dem Stuttgarter Rathaus, dass sechs neue Stationen begrüßt werden. Diese zweite Stammstrecke wird Teil des S-Bahn Netzes von morgen und von übermorgen sein.
Heute aber können wir uns allen erstmal auf die Schulter klopfen. Wir beschließen ein Paket, woran die meisten Fraktionen seit Jahren gearbeitet haben.
Mit diesem Paket werden wir unserer gesetzlichen Verantwortung für den SPNV und für den Klimaschutz gerecht. Die S-Bahn ist die Klimaschutz-Maschine der Region und heute stellen wir die Weichen auf Zukunft.
In diesem Sinne: Die S-Bahn Pakete sind verpackt und liegen unter dem Baum. Es bleibt mir nur noch Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch zu wünschen.
Vielen Dank!