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Naherholung als Standortfaktor und ökonomischer Impuls

Bei der Akquise von Arbeitskräften zählt nicht nur der ökonomische Vorteil. Arbeitskräfte von heute wollen auch Angebote für ihre Freizeitgestaltung. Hier soll das neue Naherholungskonzept einen neuen Standard setzen.

Rede Sabine Kober

Sehr geehrter Herr Bopp, Herr Dr. Lahl, liebe Kolleginnen und Kollegen, verehrte Gäste!

Wir werden heute wohl viele ähnlich klingende Redebeiträge hören, denn wir sind uns ja einig, dieses Naherholungskonzept ist sinnvoll. Eine kontroverse Debatte ist also nicht zu erwarten. Ich werde auch nicht die volle Redezeit in Anspruch nehmen.

Ein alter Maklerspruch lautet: Lage, Lage, Lage! Genau dieses Kriterium erfüllt die Region Stuttgart voll und ganz. Hier ist einerseits die Landeshauptstadt mit ihrer reizvollen, aber auch herausfordernden Topografie und andererseits die 5 Landkreise, die jeder etwas Besonderes zu bieten haben.

Genau hier setzt die Arbeit des Verbands Region Stuttgart an. Das Programm des Landschaftsparks trägt dieser Aufgabe seit vielen Jahren in vorbildlicher Weise Rechnung. Im Planungsausschuss setzen wir uns jedes Jahr mit den kommunalen Anträgen auseinander, bei denen es um eine Inwertsetzung unserer schönen Landschaft, ihren Schutz und ihre Erholungsfunktion geht. Zunehmend mehr wird auch die Naherholung in ihrer Bedeutung für den Klimaschutz gesehen.

Es ist nun so, dass wir, die wir hier wohnen, uns dieses Schatzes bewusst sind. Hat man jedoch Besuch von außerhalb, bekommen wir oft zu hören: Wir wussten gar nicht, wie schön es bei euch ist. Dies ist nicht nur schade, es hat auch handfeste Nachteile.

Hier kommt nun die Arbeitsgruppe „Frei_Räume“ ins Spiel. Durch gezielte Vorarbeiten in Form von Workshops und anderer Foren wurden die Defizite, die bezüglich der Informationen über die Region noch bestehen, herausgearbeitet.

Diese gilt es nun zu beseitigen, denn zum Beispiel bei der Akquise von Arbeitskräften zählt nicht nur der ökonomische Vorteil. Arbeitskräfte von heute wollen auch Angebote für ihre Freizeitgestaltung. Hier soll das neue Naherholungskonzept einen neuen Standard setzen. Die Angebote der Region, seien es die bisherigen Projekte des Landschaftsparks, andere besondere Naturräume wie der Schönbuch, die Alb oder die vielen größeren und kleinen Flüsse der Region, auch die berühmten Landmarken wie die Grabkapelle inmitten von Weinbergen, der Fernsehturm oder die Burg Teck, und, und, und, all das gilt es zusammenzutragen und einfach und verständlich zugänglich zu machen.

Ziel ist auch die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV. In der Vorlage steht, dass die Erschließung dieser Naherholungsziele behutsam und mit Rücksicht auf den Naturschutz erfolgen soll. Dies halten wir für selbstverständlich. Man erwartet sich auch eine gewisse Lenkungsfunktion von dieser Konzeption, aber von einem „Overtourismus“ ist die Region doch noch weit entfernt.

Ein schöner Nebeneffekt wäre, wenn die Arbeitgeber der Region dieses Konzept ihren Stellenausschreibungen gleich beifügen könnten, sodass die Interessierten einen Einblick in ihr zukünftiges Umfeld bekämen.

Nun soll dieses Konzept aber nicht nur ökonomisch betrachtet werden, es soll natürlich auch den Einheimischen einen Mehrwert bieten. In den Jahren der Pandemie hat sich gezeigt, dass es sich lohnt, in diese Gruppe zu investieren. So entdeckten die Menschen ihre eigene Region neu und trugen maßgeblich zum Überleben der Gastronomie und Hotellerie bei. Diese angesammelte Expertise gilt es zugänglich zu machen. Ein wichtiger Realisierungsschritt ist die Beteiligung der Öffentlichkeit. Dies ist nicht nur ein Gebot der Stunde, es wäre geradezu sträflich, diese Kennerschaft außen vor zu lassen.

Unsere Fraktion freut sich, dass auch andere Akteure, wie die Umweltverbände oder die Landwirte und Winzer Gehör finden sollen. Wir sind schon sehr gespannt, auf welche Resonanz dieses Projekt stoßen wird. Wir hoffen sehr, dass sich alle relevanten Gruppen mit Elan in diese Aufgabe vertiefen.

Ein weiterer Schritt, auch dies eine Kernaufgabe der Region, ist die Vernetzung der Kommunen. Das ist eine Stärke unserer Regionsarbeit, dass hier keiner allein gelassen wird, man widmet sich gemeinsam seinen Aufgaben. So gab es auch hier schon Vorarbeiten, um die Stimmung in den Kommunen einzufangen und für diese Aufgabe zu begeistern.

Wenn all diese Bemühungen auch noch in Naturbildung, z.B. Streuobstpädagogik, auch schon der kleinen Bewohnerinnen und Bewohner der Region mündeten, wäre dies fast perfekt. Wir befürchten nur, der Ansatz, diese große Aufgabe auch noch mit Fort- und Weiterbildung zu verknüpfen, überlädt das Programm. Vielleicht wäre es besser verschiedene Phasen einzuführen.

Wie könnte es auch in diesen Zeiten anders sein, eine App soll in der Zukunft den Zugang erleichtern. Auch dies kann erst gegen Ende des Projekts erfolgen, ist aber maßgeblich für den Erfolg des ganzen Programms.

Unsere Fraktion möchte aber unbedingt noch zu bedenken geben, dass auch die Regio Stuttgart Marketing und Tourismus an einem ähnlichen Konzept arbeitet. Hier wurde während der Coronajahre, als der Geschäftstourismus völlig zum Erliegen kam, der Tagestourismus als neue Aufgabe entdeckt. Das Vorhaben geht allerdings über die Naherholung hinaus, denn in den Projekten der RSMT spielen auch noch all die anderen touristischen Aspekte wie Kultur, Architektur, Museen, Sport, Gastronomie und Feste eine große Rolle. Dort sind die Homepa-ge, die Bündelung von Angeboten und Werbemaßnahmen schon weit gediehen. Es lohnt sich also, einen Blick darauf zu werfen, man muss das Rad nicht neu erfinden, vor allem nicht innerhalb der kommunalen Familie und eines Verbandes.

Die Grünen bedanken sich herzlich bei Ihnen, Frau Dr. Baumgärtner und ihrem Team, wir sind mit dem vorgeschlagenen Maßnahmenkatalog einverstanden, wir tragen die Schritte mit und wünschen dem Projekt alles Gute.