Grünen-Regionalfraktion gegen 10-jährige Kappung der Gäubahn
Ein jetzt von Verkehrs- und Umweltverbänden vorgelegtes Gutachten geht davon aus, dass für den Rückbau des Gleisvorfeldes auf Stuttgart-21-Flächen ein langwieriges Entwidmungsverfahren nötig ist.
André Reichel, Fraktionsvorsitzender, sieht damit die Grundlage zur Kappung der Gäubahn im Sommer 2025 entfallen: „Als seinerzeit der Planfeststellungsbeschluss erlassen wurde, gingen das Eisenbahnbundesamt und alle S21-Projektpartnerinnen von einer nur halbjährigen Unterbrechung der Gäubahn aus. Daraus sind jetzt wenigsten 10 Jahre geworden.“ Damit, so Reichel weiter, entfalle eine wichtige Regional- und Fernverkehrs-verbindung aus dem Süden des Landes zum Stuttgarter Hauptbahnhof auf lange Zeit – mit unklaren Folgen für eine Verkehrswende hin zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Gleichzeitig sei spätestens seit letztem Jahr klar, dass der Rückbau des Gleisvorfelds und der Bau von Wohnungen noch lange Zeit auf sich warten lässt. Reichel: „Selbst der OB der Landeshauptstadt hat dazu in einem Interview zugeben müssen, dass vor 2028/29 mit der Bebauung des Geländes nicht zu rechnen ist. Realistischerweise müssen wir uns vermutlich sogar auf nach 2030 einstellen.“ Jetzt komme noch die rechtliche Unsicherheit hinzu, ob das Gleisvorfeld überhaupt so ohne Weiteres entwidmet und damit zu Bauland werden könne.
Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse spricht sich die Grünen-Regionalfraktion gegen eine Kappung der Gäubahn in 2025 aus und will diese stattdessen auch weiterhin an den Kopfbahnhof angebunden lassen. Bis eine alternative Anbindung der Gäubahn an den S21-Tiefbahnhof realisiert ist, müsse dann der Kopfbahnhof mit wenigstens einem bis zwei Bahnsteigen weiter betrieben werden.
„Wenn vor 2030 vermutlich eh keine Wohnungen gebaut werden können, die Gäubahn auf wenigstens 10 Jahre von Stuttgart 21 abgeschnitten bleibt und völlig unklar ist, ob ohne ein aufwändiges Entwidmungsverfahren, welches sich über viele Jahre hinziehen wird, das Gleisvorfeld überhaupt abgeräumt werden darf – dann gibt es verkehrspolitisch keine Alternative zum Weiterbetrieb der Gäubahn auf der bisherigen Trasse und dem teilweisen Weiterbetrieb des Kopfbahnhofs bis wir eine andere Anbindung an den Tiefbahnhof bekommen“, so Reichel.
Die Grünen-Regionalfraktion ruft deswegen die Deutsche Bahn AG, das Land Baden-Württemberg, die Landeshauptstadt Stuttgart und den Verband Region Stuttgart auf, schnellstmöglich entsprechende Gespräche zu führen und Planungen vorzubereiten.
Am 11.05.2022 um 19:30 Uhr veranstaltet die Grünen-Fraktion im Verband Region Stuttgart zum Thema Gäubahn ein Webinar, auf dem das Verbändegutachten vorgestellt wird. Für die Veranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich. Interessierte können sich über den folgenden Zoom-Link registrieren:
https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZUudOqgqT0tGdXse4nqseYvN9b5V9ZZO1U5