Der Metropolkongress braucht ein neues Format
Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
Herr Regionaldirektor,
liebe Kolleginnen und Kollegen in der Regionalversammlung,
Der Metropolkongress in Heilbronn hat erneut gezeigt, dass wir dringend ein neues Format des Austauschs in unserer Europäischen Metropolregion Stuttgart brauchen. Abgesehen von den wenigen, aber immer nützlichen kurzen Begegnungen in den Pausen, gab es keinen Austausch zwischen den Vertreter*innen der einzelnen Regionen. Das schien im Konzept auch nicht vorgesehen zu sein – eine reine Zuhör-Veranstaltung ohne Raum für inhaltliche Nachfragen, Statements und Austausch. Angesichts der enormen Herausforderungen im Hinblick auf Transformation, Energiewende und vor allem der Klimakrise, für die es gilt entsprechende Antworten und Lösungen zu finden, ist das einfach zu wenig! Jedenfalls waren die vorgestellten Erkenntnisse der EMRS-AG`s bescheiden.
Die Prognos-Studie hingegen lieferte wichtige Informationen und Hinweise für politische Entscheidungen, aber hätte genauso gut auch einfach digital versandt werden können. Dabei fällt die EMRS mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an Gewerbeflächen auf gegenüber den Vergleichsregionen München und Frankfurt. Obwohl diese mit weniger Gewerbeflächen wirtschaftlich über eine deutlich höhere Gründungsintensität der Unternehmen verfügen. Erstaunlich also, weshalb der Ruf einer Mehrheit in unserer Region fast gebetsmühlenhaft nach immer mehr Gewerbeflächen so laut ist. Das entspricht offenbar nicht der Realität und muss überdacht werden! Wirtschaftliches Wachstum muss von der Fläche entkoppelt betrachtet werden! Selbst Prognos empfiehlt der EMRS, sich als Modellregion und Impulsgeber zu positionieren bei der Gestaltung flächensparender Gewerbeflächen unter Aspekten des Natur- und Klimaschutzes!
Darüber hinaus ist der Schienengüterverkehr in der EMRS seit 2013 rückläufig, während dieser in den Vergleichs-Metropolregionen gewachsen ist, was zur Erreichung der Klimaschutzziele allemal besser ist. Deshalb muss in naher Zukunft statt in die Infrastruktur von Straßen in Schiene und Wasser investiert werden, um den Güterverkehr auch in unserer Region optimal zu organisieren.
Die Studierendendichte in der EMRS ist gegenüber den Vergleichsregionen unterdurchschnittlich – übrigens passend hierzu auch unser HH-Antrag zur Hochschulregion. Bei den Beschäftigten mit akademischem Abschluss liegen wir weit hinten, der Anteil der unbesetzten Ausbildungsstellen ist überdurchschnittlich stark angestiegen und die Zuwanderung in die EMRS ist unterdurchschnittlich – insbesondere bei jungen Erwachsenen und Berufseinsteiger*innen, was den Fachkräftemangel weiter verschärft. Das bedeutet auch, dass wir junge Menschen besser ansprechen und erreichen müssen.
Deshalb war unser Beschluss im letzten Wirtschaftsausschuss richtig, die About-Pop-Konferenz des Popbüros finanziell zu unterstützen und solche kulturellen Angebote – wozu auch das Internationale Trickfilm-Festival zählt – müssen in Zukunft weiterhin einen hohen Stellenwert haben! Denn Kultur und entsprechende Netzwerke bedeuten Lebensqualität – ein wichtiger Standortfaktor für die junge Generation! Auch Start-ups – meist geprägt von junger Gründungsintensität und die Kreativwirtschaft sind ganz generell bedeutsame Standortfaktoren für eine starke Wirtschaftsregion.
Abschließend möchte ich nochmals meine anfangs gestellte Forderung nach einem neuen Format des Austauschs in unserer Metropolregion betonen. Neben den bereits erwähnten inhaltlichen Aspekten war es übrigens für mich als Regionalrätin doch recht irritierend auf der Bühne acht Männer in Clubsesseln mit zwei Herren Moderatoren präsentiert zu bekommen – als ob es in unseren Regionen keine Frauen gäbe! Tatsächlich verfügen wir über viele kluge Frauen aus Forschungsinstituten und Vorständen, die dort sitzen könnten.
Eine gelungene Veranstaltung lebt nicht von der Zahl der Fotos, die umfangreich gemacht wurden, sondern von der inhaltlich guten Organisation!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!