Einkaufen vor Ort - zum Beispiel im Dorfladen
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, Herr Dr. Lahl, Herr Wurmthaler, werte Kolleginnen und Kollegen,
heute geht es im Wirtschaftsausschuss um die Probleme der Nahversorgung im ländlichen Bereich, aber auch in manchen Stadtteilen. Wir bedanken uns für die ausführliche Vorlage, die verschiedene Möglichkeiten der Nahversorgung aufzeigt, auf Fördermöglichkeiten hinweist und unterschiedliche Probleme benennt.
Nahversorgung ist für uns nicht wie bei manchen Vorrednern ein regionales Nischenproblem, sondern wir Grünen sehen sie als einen wichtigen Teil der Daseinsvorsorge, die die regionale Arbeit im Wirtschaftsausschuss, im Planungsausschuss und bei der Wirtschaftsregion betrifft.
Wir alle haben während der Pandemie gemerkt, wie wichtig eine erreichbare Nahversorgung ist. Ich komme selbst aus einer Kommune, in der es seit 2019 einen Dorfladen gibt - auf 385 m2 in der Ortsmitte, genossenschaftlich organisiert mit 700 Mitgliedern bei 5200 Einwohnern. Es gibt dort drei Bereiche: regional von den örtlichen Bauern und Metzgern, die das Angebot übrigens nicht als Konkurrenz zu ihren Hofläden sehen, konventionell, auch mit Günstig -Marken, und ein großes Biosortiment. Unterstützung im Vorfeld bekamen wir durch ein Nahversorgungsgutachten vom Büro Accocella, der uns Mut gemacht hat unsere noch funktionierende Ortsmitte zu erhalten. „Es wird nicht leicht sein, aber es lohnt sich.“
Einige der in der Vorlage genannten Probleme können wir bestätigen: Ein nicht an die großen Ketten angeschlossener Laden macht richtig viel Arbeit, es ist viel ehrenamtliche Unterstützung notwendig - bei uns sind es viele Menschen, die gerade aus dem Berufsleben ausgeschieden sind - und es braucht die Unterstützung der Kommune. Der Boller Dorfladen bekommt einen Betriebskostenzuschuss. Übrigens haben auch wir das Beratungsangebot von „Gut beraten“ gern und gewinnbringend angenommen.
Warum brauchen wir solche Dorfläden? Die Gründe sind vielfältig:
- Die leeren Schaufenster und das Ladensterben wurden genannt. Als der Treff 3000, der vorher in den Räumen war, von einem Tag auf den anderen geschlossen wurde, ging es auch den anderen Läden in der Ortsmitte schlecht, dem Bäcker, dem Metzger, der Apotheke.
- Dorfläden werden zu sozialen Treffpunkten. Lebensmittelversorgung im fußläufigen Bereich hat eine wichtige Funktion, gerade für nicht automobile Menschen, Ältere und Kinder. Eine Untersuchung belegt, ältere Menschen, die täglich zum Einkaufen gehen können, sind gesünder.
- Dorfläden leisten einen wichtigen Beitrag zur lokalen Wertschöpfung und angesichts kurzer Wege zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
Können wir als Region mehr tun? Ich denke schon:
- Es bietet sich an, aus dieser Vorlage eine „Handreichung“ für Kommunen zu machen. Die Planungsverwaltung ist über die Flächennutzungsplanung mit so vielen Kommunen in Kontakt, sie könnte ähnlich wie im Vorfeld bei Landschaftsparkprojekten auch bei dieser Frage ihre Expertise und ihre Vernetzungsmöglichkeiten beratend einbringen. Mir ist bewusst, dass ich vielbeschäftigten Menschen damit eine zusätzliche Aufgabe andiene.
- Ähnlich wie bei den Treffpunkten Klimaschutz, könnte es unter dem Dach der Wirtschaftsregion einen Treffpunkt Nahversorgung geben, wo Best -Practice- Beispiele vorgestellt werden und Möglichkeiten zur Vernetzung geboten werden.
- Zu guter Letzt: Wir sind im Planungsausschuss im Blick auf die integrierte Lage immer „großzügiger“ geworden und sagen häufig, lieber ein Großer am Rand als gar keine Nahversorgung. Die Verkaufsflächen werden auch immer größer und damit wird es für die Geschäfte im Ort noch schwerer. In Frankreich machen die Großen auch Ableger in den Ortskernen. Würde es sich nicht lohnen von Verbandsseite mit den Vertretern von Edeka-Südwest und Rewe ins Gespräch zu gehen über ihre Politik? In Franken – das ist dann Edeka Nordbayern /Thüringen - findet man durchaus noch die kleinen Edeka-Geschäfte in der Ortsmitte.
Wir Grünen finden: Mit dem Thema Nahversorgung könnte die Region einen wichtigen Beitrag zur notwendigen Regionalisierung leisten.