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Reden

Internationale Bauausstellung: Impulse weiter nutzen

Die IBA will mehr ausstellen als Architektur, es geht ihr um gesellschaftliche Zukunftsthemen – allen voran den Klimaschutz.

Regionalversammlung 17.April 2024
Irmela Neipp-Gereke

 

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,

sehr geehrter Herr Regionaldirektor,

sehr geehrte, liebe Kolleg*innen in der Regionalversammlung,

zunächst vielen Dank dem Intendanten Andreas Hofer für den aktuellen Bericht zur IBA`27! Dass die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern erfreulicherweise in unserer gesamten Region stattfindet, muss natürlich in einer Regionalversammlung nochmals besonders wertgeschätzt werden.

Da sind wir bereits auf einem guten Weg – der IBA`27 ist es gelungen aktuell 26 Projekte auch weit über die Landeshauptstadt hinaus in unserer Region zu initiieren. Verbunden mit einer jeweils hohen aktiven Beteiligung und Begeisterung von Bürgerinnen und Bürgern als auch Fachkräften vor Ort. Nicht zu vergessen das fachlich internationale Interesse bei den Wettbewerben zu den jeweiligen Projekten!Und nicht wenige Kommunen haben rückgemeldet, dass sie sich ohne die IBA`27 nie auf ein solch visionäres, zukunftsweisendes und eben auch experimentelles Projekt eingelassen hätten und die kompetente Begleitung von IBA-Büro und Projektleitung eine großartige Unterstützung für sie ist.

Genau das ist der andere Aspekt warum sich die IBA`27 einen besonderen Namen machen wird. Sie will mehr ausstellen als Architektur, es geht ihr um gesellschaftliche Zukunftsthemen – allen voran den Klimaschutz!

Die Bauwirtschaft ist weltweit der größte CO²- Emittent und übertrifft dabei den gesamten globalen Flugverkehr. Deshalb brauchen wir die klimaneutralen Modellprojekte der IBA`27 dringender denn je – die  Nachrichten über die Folgen des fortschreitenden Klimawandels erinnern nahezu täglich daran, dass keine Zeit mehr zu verlieren ist!

Dabei zeigen die IBA`27-Projekte jetzt schon, dass endlich Schluss gemacht wird mit dem Abreißen und falls nötig Baustoffe recycelt, wieder zurück in den Kreislauf gebracht werden. Altes nachhaltig und ressourcenschonend energetisch nachgerüstet und klug mit technologisch zukunftsfähigen Materialien kombiniert wird – wie das etwa beim Projekt Neckarspinnerei in Wendlingen zum Teil schon zu besichtigen ist. Auch die Aktionstage zum Baustoff-Recycling der IBA beim Projekt in Stuttgart Roth kamen sehr gut an, als viele Bürger*innen aus Stadt und Region sich dort selbst übrige Baumaterialien für den Eigengebrauch wie Waschbecken und dergleichen kostenfrei abholen konnten.

Auch hat die IBA`27 den Zeitgeist und die damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen erkannt! Während es bei der

IBA am Weissenhof 1927 um die funktionale Trennung ging, geht es bei der Präsentation 2027 über das klimaneutrale Bauen hinaus um zukunftsfähige Quartiere: Wohnen, Arbeiten und Freizeit an einem lebendigen, kulturell und sozial vielfältigen Ort, um Fläche, Energie und Wege bei der Mobilität zu sparen.

Vor den größten Herausforderungen steht die IBA`27 seit geraumer Zeit jedoch selbst, weil die Kette an multiplen Krisen Sponsoren wie Investoren verunsichern und insbesondere die Bauwirtschaftskrise natürlich eine Internationale Bauausstellung essentiell trifft! Von daher ist es nachvollziehbar, dass sich Projekte langsamer weiterentwickeln als geplant, aber sie sind Dank der Kompetenz und dem großartigen Engagement des IBA-Teams dennoch auf einem guten Weg.

Die mitunter auch in der Politik geäußerten Überlegungen für eine Verschiebung der IBA-Präsentation auf später hielt ich immer schon für fatal – zumal die Krisen von Corona über Energie und Ukraine-Krieg schließlich nicht nur die IBA, sondern die Unternehmen in der Wirtschaft generell belasten. Umso wichtiger in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist unser Kofinanzierungsprogramm für regionale Innovationen in IBA`27-Projekten, das wir erfreulicherweise interfraktionell sicher stellen konnten. Denn wenn für Investoren die Finanzen eh schon knapp sind, ist es hilfreich, wenn es für den Einsatz neuer innovativer Bautechnologien und -materialien sowie nachwachsender Rohstoffe Fördergelder zur Verfügung gestellt werden.

Besondere Wertschätzung gilt jedoch dem Intendanten Andreas Hofer, der sich trotz der gravierenden Herausforderung mit all den Krisen – sagen wir mal: nicht vom Acker gemacht hat! Schließlich wäre er nicht der erste IBA-Intendant, der bei unvorhergesehen auftretenden Problemen kurzfristig die IBA wieder verlässt und das waren oft weitaus geringere Probleme um die es da ging.

Was jedoch unbedingt unsere politische Aufgabe ist: rechtzeitig über das Präsentationsjahr 2027 der IBA hinaus zu denken und zu planen. Wie soll und kann es dann weitergehen? Üblicherweise lösten bei den meisten bisherigen Internationalen Bauausstellungen nach deren Präsentationsjahr die dort gewonnenen Impulse mehr oder weniger automatisch weitere Projekte, Initiativen und Bauvorhaben aus. Aufgrund der bereits mehrfach angesprochenen Krisen werden einige IBA-Projekte nur zum Teil bis 2027 fertig gestellt sein können.

Darüber hinaus muss es uns ein Anliegen sein, dass die Impulse gerade dieser IBA  hinsichtlich eines langfristig zukunftsfähigen, klimaneutralen Bauens auch entsprechend genutzt werden – sie heißen ja nicht umsonst Modellprojekte. Allerdings weiß keiner wie lange sich die Krise in der Bauwirtschaft noch auswirken wird und das eine solch positive Entwicklung gefährden könnte!

Vielleicht könnte die Wirtschaftsförderung der Region in Kooperation mit der Architektenkammer Überlegungen und Vorschläge hierzu entwickeln? Aus meiner Sicht würde es auch Sinn machen für die Zeit nach 2027 ein weiteres Kofinanzierungsprogramm zu installieren – wie und in welchem Rahmen müsste dann noch diskutiert werden.

In jedem Fall ist die IBA`27 jetzt schon eine echte Bereicherung für unsere Region und das IBA`27-Festival war nicht nur hervorragend gut organisiert, sondern hatte das Interesse vieler Bürgerinnen und Bürger in Stadt und Region um ein Weiteres geweckt und beflügelt.

Unsere Fraktion ist sich sicher, dass wir trotz aller Widrigkeiten einem erfolgreichen IBA-Präsentationsjahr 2027 von internationalem Renommee entgegen sehen können – zumal es davor ein weiteres Festival geben wird an dem es weitaus mehr von den IBA`27-Projekten zu berichten und zu sehen geben wird, als das bisher der Fall war.

Gerade in schwierigen Zeiten und trotz mancher Unkenrufe steht die Grüne Fraktion nach wie vor mit großer Überzeugung hinter den Zielen der IBA`27.